Neues zu Ravulizumab in der Schwangerschaft

Studie zu 12 Schwangerschaften von PNH-Patientinnen

Bisher ist die Standardbehandlung bei schwangeren Patientinnen mit PNH der terminale C5-Komplement-Inhibitor Eculizumab. In Deutschland wurde jedoch eine retrospektive Fallstudie zur Fortführung der Ravulizumab-Therapie bei schwangeren PNH-Patientinnen durchgeführt, die Eculizumab mit Ravulizumab verglich. Dabei wurde rückblickend untersucht, wie Patientinnen auf diese beiden Medikamente reagierten, ohne dass die Studie im Voraus geplant oder kontrollierte Vergleichsgruppen einbezogen wurden.

Die Studie umfasste 12 Schwangerschaften, die 5 Frauen während einer Therapie mit Eculizumab oder Ravulizumab austrugen. Einige Frauen hatten mehrere Schwangerschaften und wurden daher mehrfach in die Studie eingeschlossen. So konnten am Ende 6 Eculizumab-Schwangerschaften mit 6 Ravulizumab-Schwangerschaften verglichen werden.

Innerhalb der 6 Eculizumab-Schwangerschaften traten 2 Fehlgeburten in der 7. bzw. 8. Schwangerschaftswoche (SSW), auf.  Eine Schwangerschaft musste in der 25. SSW u.a. aufgrund anhaltender intravaskulärer Hämolyse beendet werden. Es muss betont werden, dass diese Rate so hoch war, da zunächst nur Patientinnen, die unter der Eculizumab-Therapie Komplikationen während der Schwangerschaft hatten, die Ravulizumab-Therapie während der Schwangerschaft fortführten. Drei Kinder überlebten und wurden in der 30., 34. und 41. SSW geboren. In der Nachbeobachtung zeigten sich keine angeborenen Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen.

Aus den 6 Ravulizumab-Schwangerschaften gingen 6 gesunde Kinder hervor, ein Kind als Frühgeborenes in der 35. SSW, die anderen Kinder zwischen der 38. und 42. SSW. Auch hier konnten in der Nachbeobachtung keine Auffälligkeiten festgestellt werden.

Bei 3 der Eculizumab- und 3 der Ravulizumab-Schwangerschaften musste die C5-Hemmung verstärkt werden. Unabhängig von dem Medikament wurde routinemäßig Heparin verabreicht, sobald die Schwangerschaft festgestellt wurde. Alle Schwangerschaften wurden engmaschig überwacht. Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen unter Eculizumab bevorzugten eine Fortführung mit Ravulizumab, das bereits vor der Schwangerschaft eingesetzt wurde.

Wichtige Hinweise zur Betreuung
Alle Patientinnen dieser Studie wurden durch das Zentrum in Ulm betreut oder zumindest mitbetreut. Auch in Zukunft sollte die Anwendung von Ravulizumab in der Schwangerschaft durch ein spezialisiertes Zentrum erfolgen. Einer der Gründe dafür ist, dass die spezielle Anpassung der Dosis bei Ravulizumab in der Schwangerschaft sich deutlich von der Therapie mit Eculizumab unterscheidet.

Eine unkontrollierte Anwendung von Ravulizumab ohne entsprechende Erfahrung könnte zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Deshalb sollten sich Patientinnen oder ihre behandelnden Ärzte frühzeitig mit einem spezialisierten Zentrum in Verbindung setzen.

Dafür gibt es aktuell folgende Optionen:

  • Regelmäßige Kontrollen in der der Zytopenie-Ambulanz des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik Ulm am Institut für klinische Transfusionsmedizin (IKT) in Ulm in Kooperation mit den Kollegen der Gynäkologie und Hämatologie des Heimatortes
  • Vorstellung bei Planung/Beginn der Schwangerschaft im IKT Ulm, anschließend Mitbetreuung durch das IKT Ulm auf Distanz in Kooperation mit den Kollegen der Gynäkologie und Hämatologie des Heimatortes
  • Information über Schwangerschaft unter Ravulizumab an das IKT Ulm, Unterstützung/Betreuung der behandelnden Ärzte im Heimatort durch das IKT Ulm

Zusammenfassend zeigt diese retrospektive Fallstudie, dass Ravulizumab während der Schwangerschaft sicher sein kann – eine generelle Empfehlung kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden. Da bisher nur eine begrenzte Anzahl an Schwangerschaften unter Ravulizumab dokumentiert wurde, ist die systematische Erfassung weiterer Daten dringend erforderlich. Besonders für Frauen, die unter Eculizumab Schwangerschaftskomplikationen erlitten haben, könnte Ravulizumab eine alternative Therapieoption sein. Die Therapieentscheidung sollte jedoch in enger Absprache mit einem spezialisierten Zentrum erfolgen.

Das Institut für klinische Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Ulm unterstützt Sie gern:

Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik Ulm gGmbH (IKT)
Institut für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums
Helmholtzstraße 10
89081 Ulm

Dr. med. Britta Höchsmann
Fax: +49 731 150 500
E-Mail: b.hoechsmann(at)blutspende.de

Prof. Dr. med. Hubert Schrezenmeier
Tel.: +49 731 150 550
Fax: +49 731 150 500
E-Mail: h.schrezenmeier(at)blutspende.de

Hier geht es zu der Studie

Text: Lydia Möws