Dritte Impfung scheint Schutz vor Corona bei immunsupprimierender Therapie zu erhöhen

Spritze mit Fläschchen für Impfung © weyo

Impfen, Impfen, Impfen – es gibt wenig andere Themen, welche die Medien, die Politik, aber auch unsere Gespräche mit Familie und Bekannten momentan so sehr dominieren: Zurecht, denn die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus und die steigenden „Durchimpfung“ der Bevölkerung nähren die Hoffnung darauf, diese Krise irgendwann zu überwinden.

Seit einigen Monaten jedoch gibt es Hinweise dafür, dass die Corona-Impfung nicht bei allen Menschen gleich gut wirkt: In einer Studie von März dieses Jahres wurde herausgefunden, dass Menschen unter immunsupprimierender Therapie weniger Schutz vor einer COVID-19-Infektion entwickeln können als Menschen ohne diese Medikation. Dies lässt sich einfach erklären:
Die in der Studie verwendeten mRNA-Impfstoffe von Pfizer-BioNTech und Moderna rufen normalerweise im Körper eine Reaktion des eigenen Immunsystems hervor. Hieraufhin entstehen Antikörper, welche die Coronaviren im Falle einer Infektion abwehren können. Wird das Immunsystem jedoch medikamentös unterdrückt, wie es bei vielen Erkrankungen – unter anderem auch bei der AA – notwendig sein kann, können diese Antikörper häufig nicht oder in geringerer Menge gebildet werden und das Risiko, dass der Schutz vor COVID-19 ausbleibt, ist erhöht.

Auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem kann eine Studie, die im Juni 2021 veröffentlicht wurde, vorsichtig optimistisch stimmen: Eine dritte Dosis mit einem COVID-Impfstoff führte bei Patient.innen, die auf Grund einer vorausgegangenen Organtransplantation immunsupprimierende Medikamente einnahmen, zu einem Anstieg der Antikörperlevel gegen das Coronavirus. Die Aussagekraft der Studie ist jedoch eingeschränkt, da nur wenig Patient.innen (30) teilnahmen und nicht mit einem einheitlichen Impfstoff geimpft wurde.

Eine größere Studie aus Frankreich (veröffentlicht im Juli 2021) wurde an 383 nierentransplantierten Patient.innen unter immunsupprimierender Therapie durchgeführt: In der Blutuntersuchung wurde festgestellt, dass bei 28 % der Patient.innen, bei denen nach zwei Impfdosen keine Antikörperbildung nachzuweisen war, diese durch eine dritte Impfung hervorgerufen werden konnte. Bei 82% der Patient.innen konnte die Immunantwort durch eine dritte Dosis verbessert werden.

Derartige Studien wurden bislang vor allem an organtransplantierten Patient.innen durchgeführt. Es wird jedoch vermutet, dass die Ergebnisse bei Patient.innen mit anderen Grunderkrankungen (beispielsweise einer AA) ähnlich ausfallen könnten, da es sich um dieselben oder um vergleichbare immunsupprimierende Medikamente handelt. Allein in Deutschland gibt es elf medizinische Zentren, die derzeit zu dieser Fragestellung forschen – es ist also davon auszugehen, dass in den nächsten Monaten weitere wissenschaftliche Ergebnisse hierzu veröffentlicht werden.

Momentan gibt es keine Leitlinien oder Empfehlungen der Fachgesellschaften und Impfkommissionen, was eine dritte Verabreichung des Corona-Impfstoffes anbelangt. Die Ergebnisse der genannten Studien lassen jedoch hoffen, dass auch in unserer Patient.innengruppe die Chance besteht, den Schutz vor Corona mit einer dritten Impfung zu erhöhen. Gerne halten wir Sie zu diesem Thema auf dem Laufenden. Bleiben Sie gesund!

Quelle: https://www.science.org/news/2021/06/gives-hope-third-covid-19-vaccine-dose-can-boost-protection-organ-transplant-recipients